2013/04/12

Das erste Kleid


Im Prinzip war schon zu Anfang meiner Näherfahrung klar, dass ich so schnell wie möglich zu den Kleidern übergehen würde. Ich bin ein Kleider-Mädchen! Im Schrank hängen dutzende davon, die Hälfte davon wahrscheinlich in Schwarz. Steht ein Fest oder ein besonderes Ereignis an, kommt für mich gar nicht in Frage, etwas anderes als ein Kleid anzuziehen. Ich habe viele Schuhe (meistens Flach), die zu Kleidern und Röcken passen und eine riesige Sammlung an Strumpfhosen aller Couleur. Bin ich zu einer Hochzeit eingeladen - was in den letzten paar Jahren ziemlich häufig vorkam - lege ich mir ein neues Kleid zu. Immer passend zum Stil der Hochzeit und zur Jahreszeit. Ein und dasselbe Kleid auf zwei Hochzeiten anzuziehen käme für mich nicht infrage, da friert eher die Hölle zu. Versteht mich nicht falsch - ich finde es ganz und gar nicht verwerflich wenn andere das tun und schaue die Trägerin des Wiederholungskleides dann auch nicht schief von der Seite an. Da bin ich total selbstzentriert. Es bietet sich mir die Gelegenheit ein neues Kleid zu tragen, dann tue ich das auch. Kürzlich habe ich mich sogar auf einer Hochzeit zwischen Trauung und Abendveranstaltung nochmal umgezogen. Bei einer entspannten Hochzeit im kleinen Kreise sicherlich gewagt. Überkandidelt? Sicherlich. Aber ich hatte halt zwei Kleider dabei, und das Wetter war vormittags anders als nachmittags. So, jetzt wisst ihr es. So bin ich.

Dass ich mich auf der Hochzeit nochmal umzog hing auch damit zusammen, dass ich mein erstes selbst genähtes Kleid extra für diese Feier erstellt hatte.


Ich bin so stolz auf mein erstes Kleid, so unglaublich stolz. Als es fertig war bin ich durch die Wohnung gerannt und habe nur geschrien "ich liebe es, es ist so wunderchön". Mein Freund wurde gezwungen Selbiges zu tun.

Ursprünglich hatte ich mir für mein erstes Kleid ein Schnittmuster von Burda heruntergeladen, ausgedruckt und mühevoll zusammengeklebt und ausgeschnitten. Dieses hier hatte ich auserwählt:

Quelle: Burdastyle

Ihr werdet noch merken, swinging ist voll mein Ding. Das Kleid hatte diesen schönen Tellerrock und fiel so schön aus der Zeit.

Ich schnappte mir einen alten Kissenbezug und nähte das Oberteil zur Probe. Da kam die Ernüchterung. Das saß ja so gar nicht und gefiel mir auch nicht, zum Beispiel wegen des V-Ausschnitts. Ich grübelte, wie ich das Schnittmuster entsprechend meiner Maße anpassen könnte. Ich habe so viel rumprobiert und am Muster rumgeschnippelt, bis ich mich entschied, ein neues Oberteil zu erstellen. Ich fing auf der grünen Wiese, also auf einem großen, weißen Bogen Papier an. Entsprechend meiner Maße zeichnete ich mir ein halbes Oberteil, diesmal mit einem runden Ausschnitt. Ich weiß selbst nicht mehr so genau, wie ich das eigentlich hinbekommen habe. Ich habe einfach meinen Oberkörper nachgezeichnet und peinlich alle gemessenen Abstände an meinem Körper auf Papier gebracht und ein wenig Fatasie bei der Form des Oberteils walten lassen. Mit diesem neu erstellten Schnittmuster habe ich also noch ein Probeteil genäht und siehe da - das passte schon viel besser und entprach eher meinen Vorstellungen. Ich markierte hier und da ein paar Änderungen und nötige Abnäher (ein abwaschbarer, magischer Filzstift ist seitdem mein bester Freund).

Dann ging es also an den echten Stoff. Ich hatte mich für eine karierte Popeline entschieden. Gemustert aber nicht zu einschränkend, dünn aber trotzdem etwas fester. Eine gute Wahl.



Ich habe das komplette Oberteil fertig genäht und den Ausschnitt und die Armlöcher verstürzt. Dann viel mir leider auf, dass der Ausschnitt ziemlich nach vorne wegsteht und nicht nur beim Bücken einen tiefen Einblick gewährt. So wurde also aus einem runden Ausschnitt ein "eckiger". Ich habe einfach direkt über der Brust zwei Keile abgenäht, ohne nochmal den Beleg abzutrennen. Nicht gerade vorbildlich, aber das Ergebnis stellt mich trotzdem zufrieden. Mein Busen ist im fertigen Kleid von oben und unten ziemlich eingefasst und wirkt, wahrscheinlich auch durch die Karos, ziemlich groß. Aber es gibt Schlimmeres, oder?



Ich habe mich für einen gelben Reißverschluss entschieden - ein schönes Detail, wie ich finde. Ich dachte mir, unsichtbar oder perfekt wird der sowieso nicht, da kann es auch ein schöner Kontrast werden. Das Oberteil ist hinten ein bisschen zu lang und wirft Falten. Aber auch damit kann ich ganz gut leben.


Letztendlich ist dann auch noch der Tellerrock gestorben. Irgendwie konnte ich mich nicht überwinden, so viel Stoff für den Rock zu verbrauchen, wenn es auch anders geht. Ich entschied mich also wieder für die gerafften Rechtecke. Schön lang ist der Rock, was ich im Moment total mag. Vielleicht wird er für den Sommer noch ein bisschen kürzer, mal sehen. 

Ich war auf besagter Hochzeit übrigens nicht die einzige Person, die sich umgezogen hat. Meine bessere Hälfte hat auch mitgemacht, schließlich habe ich ihm auch noch die passende Krawatte genäht und geschenkt. 



Man könnte das mit dem Partnerlook ein bisschen peinlich finden. Ich finde es mehr als großartig.


2 comments:

  1. Das ist ja mal eine unkonventionelle Methode, einen Schnitt zu erstellen, aber das Ergebnis sieht an Dir ganz zauberhaft aus!
    LG, Bele

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  2. Und auch deiner besseren Hälfte steht das Ergebnis ausgezeichnet - chapeau!

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