So, mein Festivalwochenende ging viel zu schell vorbei und ich bin wieder in der harten Realität gelandet. Es war so schön, dass ich es gar nicht beschreiben kann. Deswegen widmen wir uns gleich wieder dem Nähen, darum geht ja in diesem Blog.
Wie versprochen liefere ich noch ein paar Details zu meinem
Hosenrock. Im englischen Sprachraum nennt man so ein praktisches Kleidungsstück ja unter anderem "Culottes". Im Deutschen meint man damit allerdings eher das
ursprüngliche Kleidungsstück, eine Kniebundhose für Männer. Deswegen bleiben wir doch bei der Bezeichung Hosenrock, das ist ja auch eindeutig der Begriff der es am besten trifft, wenn er auch in meinen Ohren ein bisschen unsexy klingt.
Inspiriert von den
Tania Culottes, wollte ich auch einen Hosenrock nähen, zum Fahradfahren und überhaupt Wohlfühlen. Wie schon erwähnt, besteht die Megan Nielsen-Variante aus zwei Tellerröcken. Ich habe mich allerdings für eine Variante aus zwei Dirndl-Röcken entschieden, die einfach am Bund gerafft werden.
Sich einen Hosenrock selbst zu konstruieren ist kein Hexenwerk. Und wer einen einfachen Dirndl-Rock nähen kann, der kann auch einen Hosenrock "zaubern".
Nun also zum Schnitt...
Ich habe mir alle Teile, die ich brauche, zuerst in kleinem Maßstab auf ein Blatt aufgezeichnet und später auf großes Papier übertragen. In den Schaubildern unten habe ich immer meine Maße dazu geschrieben.
Man startet mit zwei Rechtecken, so als wolle man einen Rock für jedes Hosenbein nähen. Meine beiden "Röcke" haben jeweils eine Breite von 70 cm, so kann man die Teile in doppelter Stofflage bei einer Stoffbreite von 140 cm zuschneiden. Die Höhe des Rechtecks ist die spätere Rocklänge (plus Taillenband). Hier kommt es natürlich auch darauf an, wo man den Bund haben möchte. Ob in der Taille oder auf der Hüfte spielt keine Rolle.
Damit aus den beiden Rockbahnen Hosenbeine werden, zeichnet man nun den Schritt in Form eines kleinen Rechtecks zu der Rockbahn dazu. Ehrlichgesagt habe ich das pi mal Daumen gemacht,
hier wird eine Formel dazu genannt, die wir jetzt mal anwenden. Wir zeichnen zwei verschieden Große Rechtecke, um an der Rückseite später mehr Platz für gegebenfalls vorhandene Rundungen zu haben.
Die Breite der kleinen Rechtecke sollte also sein:
Vorne: 1/10 des Hüftumfangs + 2,5 cm
Hinten: 2/10 des Hüftumfangs - 3 cm
Das Rechteck setzt da an, wo unsere Sitzlänge endet. Allerdings würde ich hier nochnmal großzügig ein paar Zentimeter dazu geben. Der Schritt beim Hosenrock kann ruhig ein bisschen tiefer sitzen, soll ja bequem sein. Auch hier habe ich eher geschätzt als gemessen.
Vom Rand des kleinen Rechtecks zeichnet man dann eine schöne Kurve bis zum Rand des großen Rechtecks. Am hinteren Teil kann man sich noch eine Markierung für den Reißverschluss setzen. Hier natürlich nicht vergessen, dass später noch ein Bund dazu kommt. Meine "Lösung" hierfür ist, einen langen RV zu nehmen, den ich später kürze. Ich zeichne mir also nur ein, bis wohin ich meinen RV später haben will.
So sieht's dann aus:
Diese beiden Teile kann man dann auf großes Papier übertragen (einmal reicht ja aus, man kann ja ein bisschen was wegknicken) und schneidet beide Teile zweimal aus Stoff zurecht.
Da die Meisten wissen werden, wie man einen Rockbund erstellt, lasse ich die Details jetzt mal weg. Es gibt da ja auch verschiedene Varianten, und jeder hat so seine Liebste. Wer es lernen möchte kann sich z.B.
hier eine Anleitung anschauen. Wer es besonders bequem und einfach möchte, nimmt gleich einen Bündchenstoff her (Anleitung z.B.
hier).
Ich habe das Taillenband doppellagig gemacht. Der äußere Bund besteht aus dem Oberstoff den ich mit einer Bügeleinlange verstärkt habe. Für das innere Band habe ich einen Rest vom
Blümchenkleid-Futter genommen. Ich habe außerdem den hinteren Bund länger als nötig gemacht und dafür nur hinten einen Gummizug eingebaut. Um hier ins Detail zu gehen fehlt mir leider die Zeit. Der nächste Schritt lautet also profanerweise:
Jetzt geht's los...
Erst paaren wir ein vorderes und hinteres Hosenbein und schließen die Seitennähnte, sowohl außen als auch innen unterm Schritt (rote, gestrichelte Linien). Weil mein Stoff so dünn ist habe ich französische Nähte gemacht. Dazu erst die Teile links auf links füßchenbreit zusammensteppen. Eventuelle abstehende Fädchen zurückschneiden und dann die Teile wenden und rechts auf rechts zusammenteppen (NZ 1 cm).
Um den Schritt zusammenzunähen stecken wir ein Hosenbein in das andere hinein (rechts auf rechts, bzw. bei einer französischen Naht ersteinmal andersrum). Die beiden Teile so zusammenstecken, dass die inneren Seitennähte genau aufeinander treffen. Dann näht man angefangen an der vorderen Mitte einmal rundherum bis zur Markierung für den Reißverschluss.
Tadaah, wir haben eine Hose für einen kastenförmigen Menschen! An der oberen Kante setzen wir jetzt also zwei Heftnähte innerhalb der Nahtzugabe (oder eine vorne und zwei hinten) um den Stoff einzureihen. Dazu das Ende der Naht nicht sichern, an einer Seite die Fäden festhalten und an der anderen Seite an den beiden Oberfäden ziehen. Den Stoff soweit rüschen bis er der Länge des Bundes entspricht.
Danach nur noch das der bevorzugten Methode den Bund annähen und den Reißverschluss einnähen. Weil mein Stoff so dünn ist habe ich einen gar nicht mals so verdeckten
beidseitig verdeckten RV eingenäht. Bei dem wilden Muster sieht man die beiden Nähte sowieso nicht. Am Ende nur noch die Hosenbeine zweimal umschlagen, bügeln und den Saum feststeppen.
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Reißverschluss |
Beim Annähen des Bundes empfiehlt es sich an der vorderen Mitte und an der RV-Naht den Stoff nicht gleichmäßig zu raffen sondern eventuell sogar eine größere Falte richtung Mitte zu legen. So wird der Schritt ein wenig versteckt und es sieht mehr nach einen Rock aus.
Dann haben wir ein schickes und bequemes Kleidungsstück zum Rumzappeln, Flätzen, Fahrradfahren und Spielen.
Ich hoffe, dass ich halbwegs nachvollziehbar erklärt habe und dass meine wunderschönen Zeichnungen einigermaßen klar sind. Nachfragen ist natürlich ausdrücklich erlaubt!