Ausnahmsweise geht es in diesem Post mal nicht um egoistisches selbst-Benähen. Seit zwei Wochen ist die Welt um einen wunderbaren kleinen Bewohner reicher und ich bin quasi Tante. Ich sage quasi, da ich mit dem süßen Neuankömmling technisch gesehen nicht verwandt bin, da nicht verheiratet. Emotional gesehen bin ich natürlich trotzdem das Tantchen!
Leider wird es noch ein paar Wochen dauern bis wir unseren Neffen in Niederbayern besuchen können, deswegen habe ich letzte Woche schonmal ein Willkommenspaket mit selbst gemachten Geschenken zu ihm geschickt. Im Folgenden ein paar Details zum Inhalt.
Eine Patchwork-Krabbeldecke
Nachdem ich mit ein paar Täschchen und Kissenbezügen geübt hatte, war diese Decke tatsächlich mein erstes richtiges Nähprojekt. Ich finde, so eine Decke ist für ein Anfängerprojekt ganz gut geeignet. Hauptsächlich sollte man schon in der Lage sein, ein gerade und saubere Naht zu nähen. Außerdem ist es natürlich wichtig, die einzelnen Stücke exakt zuzuschneiden um auch wirklich gleich große Teile zu haben. Ich war für dieses Projekt bereits mit einer Schneidematte und einem Rollschneider beschenkt worden, was sich da natürlich auszahlt.
Zuerst hatte ich den Äffchenstoff gefunden und dann die anderen Stoffe entsprechend des Farbschemas ausgesucht. Ich habe eine gewisse Aversion gegen typische Baby-Farben und Baby-Muster. Jedem das Seine, aber Eulen kamen nun wirklich nicht in Frage. Das Muster habe ich übrigens vorher mithilfe eines Excel-Sheets mit
bedingter Formatierung simuliert. Jep, auch Excel-Tabellen können mir
ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.
Als ich von jedem Stoff Quadrate augeschnitten und laut meinem Plan zusammengelegt hatte, kam mir das ganze dann doch ein bisschen dunkel vor. Ich habe den Gelbanteil dann einfach ein bisschen erhöht, das wirkte schon um einiges freundlicher. Die Decke ist letztendlich 1,00 m * 1,25 m groß geworden.
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vorher |
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nachher |
Als ich mit der Größe und dem Muster zufrieden war habe ich alle Teile auf der Rückseite nummeriert um nicht mehr durcheinander zu kommen. Dann kommt das viele Geradeausnähen. Erst Reihe für Reihe, dann die Spalten. Im besten Fall so, dass die Ecken immer exakt aufeinander treffen. Ständiges und geissenhaftes Bügeln der Nahtzugaben ist hier leider unabdingbar.
Die Unterseite der Decke besteht aus einem sehr feinen und ultra-kuscheligem Fleece. Die Verkäuferin auf dem Stoffmarkt sagte, dass daraus auch bei der berühmten Outdoor-Firma mit der Wolfspfote die Jacken gefüttert werden. Gefüttert ist die Decke mit einem Volumenfließ. Ich habe mich für eine mittlere Dicke entschieden, damit man die Decke zum spielen auf den Boden legen oder sie wahlweise auch zum Einkuscheln nehmen kann. Das Vlies habe ich bei der Stofferia in Köln gekauft, die Auswahl da war ganz ordentlich.
Die Anleitung an der ich mich orientiert habe, gibt es
hier. Nachdem ich alle Schichten der Decke zusammen und gewendet hatte, habe ich lediglich den Rand nochmal abgesteppt und somit auch die Wendeöffnung geschlosen. Ursprünglich wollte ich auch die einzelnen Quadrate nochmal absteppen. Das habe ich dann gelassen, weil ich das auf der Fleece-Unterseite nicht schön gefunden hätte. Da das Volumenvlies an den Kanten mit eingefasst ist, kann da auch nichts verrutschen.
Ach ja, die Applikation in Form eines Baby-
Cthulhus (das, was wie ein Oktopus aussieht), habe ich natürlich aufgenäht, bevor die Schichten aufeinander kamen. Die Applikation ist aus dem Fleece der Unterseite und hat Kulleraugen aus Filz.
Ein Baby-Cthulhu zum Kuscheln
So ein Kuscheltier lässt sich ja wirklich einfach selbst herstellen. Toll ist, dass man sich dann ganz sicher sein kann, dass es wirklich einzigartig ist und
kein zweites Kind das gleiche besitzt. Für die Mini-Oktopus-Form habe ich mich zuerst im Internet inspirieren lassen und dann eine Vorlage selbst gezeichnet. Zuerst in Klein für die Applikation, später eingescannt-vergrößert-wieder ausgedruckt für das Kuscheltier. Falls tatsächlich noch jemand nerdige Kuscheltiere für Fans von H.P. Lovecraft nähen möchte, kann er die Datei gerne bei mir erfragen und per E-Mail erhalten. Die Filzaugen habe ich zuerst mit einem Zick-Zack aufgenäht. Dann habe ich einfach zwei Oktopus-Teile aufeinandergenäht, gewendet und mit so Kissenzeugs gefüllt. Keep it simple, stupid! Für die verdeckte Naht von außen habe ich dann nochmal genauso lange gebraucht. Im Nähen an der Nähmaschine bin ich in den letzten Monaten besser geworden, aber mit der Hand krieg ich keine zwei gleichlangen Stiche hin.
Zwei Paar Schuhe für den schicken kleinen Mann
Die Schuhe sind an einem verregneten Samstagnachmittag entstanden. Ich hatte nach irgendetwas im Internet gesucht - einem Kuchenrezept oder dem Fernsehprogramm oder Ähnlichem - sah irgendwo Baby-Schuhe und schrie auf "ICH.MUSS.SCHUHE.MACHEN! JETZT!!!".
Ich griff mir die Kiste mit den übrigen Decken-Quadraten und suchte mir ein Schnittmuster im Internet. Zuerst habe ich mit
diesem Kimono-Schnitt angefangen und ungefähr ein halbes dutzen kleine Schuhe produziert. Die sahen leider alle unterschiedlich aus und waren irgendwie immer schief und unförmig. Die zwei sich überlappenden Teile vorne wollten irgendwie nie so sitzen wie ich ich das wollte.
Also durchstöberte ich nochmal das Wundernetz und fand
dieses Schnittmuster mit Anleitung. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich meinem Freund schon mitgeteilt, dass er wohl leider einkaufen und kochen muss. "ICH.MUSS.SCHÖNE.SCHUHE.MACHEN!!"
Mit dem zweiten Schnittmuster klappte es dann schon besser. Diese Version hat eine Klappe, die auf einer Seite des Baby-Füßchens geschlossen wird. Erst habe ich eine Version mit den Äffchen-Stoff und Fleece-Futter gemacht, die an der Seite mit einem Bändel geschlossen wird. Ich fand die Vorlage der "
Little Man Shoes" allerdings so niedlich, dass ich auch noch eine schicke Version machen wollte. Ausgeh-Schuhe sozusagen. Für diese Version habe ich dann eine meiner alten Blusen und ein schwarzes Shirt zerschnitten und mit Vlieseline verstärkt. Die Knöpfe für den Verschluss stammen ebenfalls von der Bluse.
Achtung, Baby-Schuh-Foto-Flut...
Baby-Schuhe eignen sich ganz hervorragend um das Nähen im Miniformat zu
üben. Das Gefiddel verlangt schon ganz schön viel Fingerfertigkeit und
langsames, konzentriertes Nähen an der Maschine. Aber es lohnt sich. Man stelle sich mich am Ende dieses nervenaufreibenden Tages vor, inmitten von Bergen von Stoffresten und unzähligen Probeschühchen, jetzt nicht mehr brüllend sondern leise wimmernd "Ist das nicht das NIEDLICHSTE was die Menschheit JEMALS gesehen hat?". Mit ein bisschen Pipi in den Augen.
In diesem Sinne - mit vielen Küssen an Jay, Jay und Kay -
euer Tantchen