Hach, der Mai ist so ein wundervoller Monat. Spargel, erste Erdbeeren, Geburtstag haben und dann dieses Jahr auch noch diese vielen Feiertage. Den Himmelfahrtstag habe ich näh-technisch voll und ganz ausgenutzt und ein komplettes Kleid fertiggestellt. Und am Nachmittag war sogar noch ein Spaziergang im Rheinpark drin.
Ich hatte mir ursprünglich vorgenommen,
dieses Sommerkleid aus der Mai-Burda Style zu nähen. Dafür hatte ich mir einen dunkelblauen Baumwollstoff (ohne Stickerei) besorgt. Daraus wurde dann oben gezeigtes Kleid aus hellblauem Leinen-Stoff...
Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass ich ein Burda-Projekt verworfen (also in die Ecke gefeuert) habe. Schon am Montag hatte ich den Schnitt aus dem Heft abgepaust und mich an ein schnelles Probeteil gemacht. Leider konnte ich mir auch mit den Schnitteilen in der Hand keinen Reim aus der Anleitung machen. Und dann erst der Abschnitt mit den Ärmeln! Wollen die mich eigentlich veräppeln? Kurzum - Schnittmuster blöd, Burda blöd, Sommerkleid blöd. Dunkelblauer Stoff auch irgendwie blöd.
Am nächsten Abend habe ich dann im Internet fieberhaft nach einem Download-Schnitt gesucht um am Feiertag ein Projekt zu haben (und am Ende ein schönes Sommerkleid). Da war ja auch noch dieser schöne Leinenstoff, der verarbeitet werden wollte.
Im wunderschönen Blog von
Anna aus Italia stieß ich auf ein Schnittmuster, dass mir bisher unbekannt war. Das "
Gathered Sundress" von
Pattern Runway aus Australien. Bei Etsy schnell zu einem erschwinglichen Preis heruntergeladen und beim Öffnen des PDF sofort entzückt gewesen. Das nenne ich eine Anleitung! Liebevoll bebildert, erläutert und mit allen Infos versehen, die man so braucht. Ich habe mir nur die Bögen für das Oberteil ausgedruckt und so war das Zusammenkleben und Ausschneiden auch schnell erledigt. Beim Rock wollte ich improvisieren - die Taschen im Original finde ich super schön, sie schienen mir aber für den Leinenstoff nicht ganz geeignet (außerdem hatte ich nach
dem hier gerade genug von komplizierten Taschen-Arrangements).
Ich hatte schon am Schnittmuster an den Seitennähten 2 cm hinzugegeben und das Oberteil um eben diese verlängert, da die größte Größe L nicht ganz auszureichend schien. Das Probeteil saß und so schnitt ich noch am Mittwoch-Abend alle Teile für die Nähaktion am Donnertstag zurecht, die Anzahl der Markierungen war zudem sehr überschaubar.
Ich hatte noch nie vorher Prinzessnähte gemacht, die waren aber auch schon beim Probelauf schnell erledigt. Ich hatte mir irgendwann mal ein gutes Video zu eben diesen angeschaut (welches, weiß ich jetzt nicht mehr). Hach, du schönes Internet, was würde ich ohne dich tun? Und all die netten Menschen natürlich, die solche Videos erstellen :-)
Um Die Nahtzugaben der Prinzessin flach zu bügeln habe ich den Stoff mit der Hand über ein gerolltes Handtuch gespannt.
Den dunkelblauen Baumwollstoff habe ich zum Futterstoff umfunktioniert. Laut Schnittmuster wird eigentlich nur das Oberteil gefüttert, ich habe dies aber auch mit dem Rock getan. Der Leinenstoff ist etwas kratzig, den wollte ich nicht auf der nackten Haut haben.
Ich muss sagen, gefütterte Kleider sind mir am liebsten. Alle unschönen Nähte verschwinden beim Wenden auf Nimmerwiedersehen. Es sieht am Ende schön sauber aus und meiner Meinung nach weniger selbst gemacht. Irgendwie tue ich mich schwer damit, von außen nochmal Teile anzubringen (Stichwort Schrägband) oder mit Belegen zu arbeiten, die jedes mal angepasst werden müssen wenn ich am Schnitt etwas verändere.
Das Taillenband habe ich wie immer anfangs sehr großzügig zugeschnitten und erst nachdem das Oberteil fertig war angepasst und zusammengenäht.
Für den Rock habe ich zwei Bahnen von 75cm breite zurechtgeschnitten, hinten einmal halbiert. Ganz ohne Taschen konnte das Kleid natürlich nicht bleiben, also habe ich sie wie beim
Cambie in die Seitennähte integriert. Dazu gibt es übrigens
hier eine bebilderte Anleitung.
Ich glaube, die Rockbahnen waren ursprünglich 65cm lang. Am Ende habe ich den Rock aber um ein ganzes Stück gekürzt.
Für die Bilder am Bügel kommt das Kleid nochmal ein letztes Mal hübsch rausgeputzt (gebügelt) daher.
Schon nach der ersten, kurzen Anprobe mit Gürtel sieht das schon ganz anders aus, aber damit muss man bei Leinen wohl leben. Bisher habe ich eigentlich so gut wie nie Kleider mit einem Gürtel drüber getragen, auf den Geschmack gekommen bin ich komischerweise erst seitdem ich selber nähe. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen, wenn man Lust bekommt ein Kleid mit einem Gürtel zu betonen?
Hier also (trotzdem?) noch eine kleine Gürtel- (und Sonnenbrillen- und Schuh-) Parade.
Zu guter Letzt nochmal die Fakten:
Stoff: verbaucht habe ich ca. 1,50 m hellblauen Leinenstoff (EUR 8,-/m) und 1,50 m dunkelblauen Batist (EUR 6,-/m).
Sonstiges: 60cm Reißverschluss, ein bisschen Baumwollvlies.
Änderungen am Schnitt:
- Ein bisschen mehr Umfang, ein bisschen mehr Länge im Oberteil. Die Zugabe im Umfang habe ich mal wieder am Ende beim Einnähen des Reißverschlusses wieder weggenommen. Besser so als andersrum.
- Seitennahttaschen
- Ich habe statt einem 40cm einen 60cm Reißverschluss verwendet, was mich jetzt ein bisschen stört. Eventuell trenne ich den Rock hinten nochmal vom unteren Teil des Reißverschlusses und verstecke ihn auf der Länge unterhalb des Taillenbands.
Das Schnittmuster ist wirklich sehr zu empfehlen, schon wegen des Oberteils, dass mit 4 Schnitteilen plus Taillenband ratz fatz zusammengenäht ist. Ich werde definitiv noch eine andere Version machen, dann auch inklusive der gerafften Taschen, aber vielleicht mit Knöpfen am Rücken. Das ist ein Schnitt mit dem ich bestimmt ein bisschen experimentieren werde, die Teile kann ich ja auch immer wieder ausdrucken.
Als kleinen Frühlingsgruß zum Wochenende hier noch ein paar Impressionen von besagtem Spaziergang im Rheinpark!
Ich werde jetzt mal noch einen neuen Stoff in die Waschmaschine schmeißen - morgen soll's ja regnen ;-)